Der tägliche Kampf vor dem Einschlafen.
In diesem Artikel geht es um ein Thema, das mich seit einigen Wochen an den Rande des Wahnsinns treibt: Die Kinder ins Bett bringen.
Klingt so simpel – ist es aber nicht. Das Problem ist selten das Vorlesen oder Kuscheln im Bett. Das liebe ich.
Nein, die eigentliche Herausforderung spielt sich vorher ab. Nennen wir es daher ruhig so, wie und was es ist: Der Kampf davor.
Wenn Müdigkeit plötzlich verschwindet.
Was ist das bitte? Die Kinder können todmüde sein, den ganzen Nachmittag beteuern, dass es heute „ganz sicher kein Theater“ gibt. Aber kaum geht es Richtung Schlafzimmer, verwandeln sie sich in überdrehte Duracell-Männchen. Auf einmal ist Müdigkeit ein Fremdwort – stattdessen werden noch Purzelbäume geschlagen, Betten als Trampoline getestet und sämtliche neuen Versteckideen ausprobiert.
Abends bin ich einfach durch.
Ich sag’s, wie es ist: Abends habe ich einfach keinen Bock mehr. Meine Akkus sind leer, mein Geduldsfaden längst gerissen.
Abends will ich keine wilden Spiele mehr spielen. Wir haben tagsüber schon alles gegeben – getobt, gelacht, Quatsch gemacht, gespielt, gekuschelt. Im Schlafzimmer brauche ich diese Aktionen einfach nicht mehr.
Stattdessen sehne ich den Moment herbei, wenn die Kinder endlich schlafen und ich eine oder zwei Stunden für mich habe.
Diese Zeit ist mir heilig - ich brauche sie, um meine Akkus wieder aufzuladen.
Zwiespalt zwischen Liebe und Erschöpfung.
Wie gesagt: Ich liebe es, meinen Kindern vorzulesen und sie in den Schlaf zu kuscheln. Es stört mich nicht, wenn ich noch eine weitere Geschichte lesen soll oder wenn es mal länger dauert, bis sie wirklich eingeschlafen sind.
Aber diese halbe Stunde bis Stunde, bevor sie überhaupt ruhig neben mir liegen und ich anfangen kann vorzulesen, ist für mich der Endgegner!
Und es sind nicht nur die Turnübungen im Schlafzimmer.
Schon beim Bettfertigmachen kommt es zu unzähligen Diskussionen und kleinen und großen Dramen: Der falsche Schlafanzug, Zahnpasta-Katastrophen, plötzlich auftretender Hunger und natürlich die große Gerechtigkeitsfrage „Warum dürfen die Nachbarskinder noch draußen spielen?“.
Da wird ein Diskussionspunkt nach dem anderen aus dem Ärmel gezaubert.
Und ja, wir haben schon alles versucht, um dieses Spektakel zu vermeiden: Routinen, Vorwarnungen, ruhiges Runterkommen, feste Abläufe.
Spoiler: Es ändert nichts.
Das schlechte Gewissen schläft nie.
Und dann ist da natürlich noch das schlechte Gewissen. Jedes Mal. Denn ich hasse es, mit meinen Kindern zu streiten, bevor sie einschlafen. Und wenn sie dann endlich ruhig in meinen Armen schlafen, denke ich mir: Morgen werde ich geduldiger sein. Morgen sehe ich alles entspannter.
Spoiler Nummer zwei: In 90 Prozent der Fälle scheitere ich.
Warum das okay ist.
Aber vielleicht ist genau das okay. Vielleicht gehört es einfach dazu, abends keine Nerven mehr zu haben und gleichzeitig das größte Bedürfnis nach Nähe zu verspüren. Kuscheln, obwohl man kurz vorher noch platzen könnte. Genervt sein – und gleichzeitig übervoll mit Liebe.
Und vielleicht ist genau das die Wahrheit: Dass wir nicht perfekt geduldig sein müssen.
Sondern dass es reicht, wenn unsere Kinder wissen – egal wie chaotisch der Abend war – am Ende schlafen sie in sicheren, liebenden Armen ein.